Rückblick: 5. BIMiD-Fachsymposium am 09. Mai 2016 in Braunschweig

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Das 5. BIMiD-Fachsymposium fand am Montag, 9. Mai 2016 im Konferenz- und Finanzcenter (KFC) der Volkswagen Financial Services AG in Braunschweig statt. Das Unternehmen ist Bauherr des zentralen BIMiD-Referenzobjekts.

Bei diesem Fachsymposium ging es insbesondere um Rohbau und Maßhaltigkeit, Dokumentation des Baufortschritts, “Gebäudedatenmodell ‘As built’”, Bauabnahme sowie Übergabe an das Facility Management. Auch die Besichtigung der nahegelegenen Baustelle des zentralen Referenzobjekts wurde ermöglicht.

Die BIMiD-Projektpartner und -Praxispartner haben wieder über den aktuellen Stand bei den beiden BIM-Referenzobjekten in Braunschweig und Ingolstadt berichtet. Externe Referenten sorgten dafür, dass auch der Blick über den Tellerrand nicht zu kurz kommt. Außerdem gab es wie immer bei den BIMiD-Fachsymposien ausreichend Raum für Diskussion und Erfahrungsaustausch mit dem Publikum.

 

Programm

 

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Moderation

Moderator der Veranstaltung war Gunther Wölfle. Im Rahmen des Förderprojektes BIMID ist der Geschäftsführer von buildingSMART e.V. für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement zuständig.

 

Begrüßung

Rötger Schütze vom Immobilienmanagement der Volkswagen Financial Service AG zieht eine positive Zwischenbilanz. Die positiven Erfahrungen beim ersten BIM-Projekt ermutigen das Unternehmen. Die ursprüngliche “Modellarbeit” sei nun tatsächlich “Realarbeit” auf der Baustelle geworden. Seine Abteilung für Immobilienmanagement müsse dank der BIM-Methode zukünftig keine Risiken mehr eingehen und braucht dafür nur die richtigen strategischen Partner, die auch BIM “machen”. Das nächste Bürogebäude ist in Planung. Er plädiert entschieden dafür: “Bauen soll wieder Spaß machen!” 

Markus Ermert vom DLR Projektträge betreut das Förderprojekt im Auftrag des Fördermittelgebers, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Er betont, dass BIMiD von allen Seiten großen Zuspruch erfährt. BIMiD und das Thema “Building Information Modeling” passe insofern sehr gut in die BMWi-Förderinitiative “eStandards”, weil es um die Anwendung und Entwicklung möglichst offener Austauschformate gehe. Große Erwartungen setzte er persönlich auch in die geplante Veröffentlichung der Projektergebnisse (und insbesondere des BIMiD-Referenzprozesses) in Form eines Leitfadens, der die dringend benötigte Orientierung für die kleinteilige Baubranche bieten werde.

Jan-Peter Hinrichs vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP ist Geschäftsführer der Frauenhofer-Allianz-Bau, dem Zusammenschluss von fünfzehn Forschungseinrichtungen innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft mit Bezug zum Bauen. Die Erkenntnis setze sich allmählich durch, dass BIM keine Software ist sondern eine Arbeitsmethode. Ihn interessiert in Zusammenhang mit BIM vor allem die ganzheitliche Gebäudebetrachtung, ein Themenfeld, das innerhalb von BIMiD von der Abteilung “Ganzheitliche Bilanzierung” (GaBi) innerhalb des Fraunhofer IBP behandelt wird.

 

Statusbericht des Bauherrn des Zentralen BIM-Referenzobjekts in Braunschweig

Sabine Burkert vom Immobilienmanagement der Volkswagen Financial Services AG (VWFS) konnte in ihrem Vortrag überzeugend darlegen, wie groß der Nutzen von BIM für den Bauherrn des Bürogebäudes in Braunschweig ist – und das bereits bei ihrem ersten BIM-Projekt überhaupt. “Durch die Methode BIM haben wir endlich alle Informationen an einem Ort!”

Mit dem Refenzobjekt habe VWFS begonnen, eine neue Philosophie zu etablieren: “Erst digital planen, dann real bauen”. Grundlage ihrer Ausschreibung war die fertige Planung im digitalen Bauwerksmodell. Dadurch konnten die wichtigsten Gewerke zeitgleich ausgeschrieben werden. Außerdem konnte die gesamte Planung im Vorfeld auf Kollision geprüft und alle Unstimmigkeiten konnten vorher behoben werden. Dadurch war ein zügiger und reibungsloser Bauablauf gewährleistet.

Durch die fortlaufende Bauzustandserfassung mittels 3D-Laserscanning hatte der Bauherr gleich zwei Vorteile:
1. Baufortschrittsdokumentation für die Abrechnung nach tatsächlichen Leistungen bzw. Mengen und
2. Abgleich des Bauzustand “as-built” mit der Planung im digitalen Modell.

 

 

 

Statusbericht des Generalplaners des assoziierten BIM-Referenzobjekts in Ingolstadt

Franz Madl ist Geschäftsführer der pbb Planung + Projektsteuerung GmbH aus Ingolstadt. Das Unternehmen ist Generalplaner des assoziierten BIM-Referenzobjekts, des Büro- und Geschäftshauses “OfficeCenter Pionierkaserne” in Ingolstadt. In seinem Vortrag gab er einen Projektüberblick und -ausblick, untergliedert nach 

  • BIM bei der Vorplanung und als Entwurfsmodell
  • BIM in der Ausführungs- und Detailplanung
  • BIM im AVA Prozess

Obwohl er heute schon sehr vom Mehrwert von der Planung mit der BIM-Methode überzeugt ist, stellt er aber auch fest, dass die Potenziale längst nicht ausgeschöpft werden können, weil die Durchgängigkeit des Datenaustauschs zwischen den vielen unterschiedlichen Softwareprodukten nicht gewährleistet ist. 

 

 

 

Statusbericht des BIMiD-Konsortiums

Peter Noisten, BIMiD-Projektleiter beim Konsortialführer Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, gab einen Überblick darüber, woran die BIMiD-Projektpartner bislang gearbeitet haben. Einer der der wichtigsten Meilensteine war die Erstellung eines BIM-Referenzprozesses in Anlehnung an die HOAI (Fraunhofer IBP und AEC3 Deutschland GmbH) und in Abstimmung mit dem AHO e.V. (“Ausschuss der Verbände und Kammern der Architekten und Ingenieure für die Honorarordnung”). Das Ergebnis – die “BIM-Referenzbauprozess-Map” – gibt es seit diesem Tag als PDF “RBPM BIM v.2” auf der BIMiD-Website hier: www.BIMiD.de zum Downloaden.

Andere wichtige Teilleistungen der einzelnen Projektpartner sind die Untersuchung der Potenziale von BIM für die Nachhaltigkeitszertifizierung (Fraunhofer IBP, Abt. “Ganzheitliche Bilanzierung”), die methodische Ausarbeitung und Durchführung von Immersiven Baubesprechungen (Fraunhofer IAO), die systematische sozialwissenschaftliche Begleitung der Planungs- und Bauprozesse bei den beiden BIM-Referenzobjekten (Universität Mannheim, ifm) die Erarbeitung von BIM-Ausbildungskonzepten (Jade Hochschule) und nicht zuletzt die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit, u.a. mit zahlreichen Messeauftritten, Fachsymposien und dem regelmäßigen BIMiD-Newsletter (buildingSMART e.V.). 

 

 

 

Gesprächsrunde und Publikumsdiskussion

Die anschließende Diskussionsrunde wurde unter anderem dominiert von der These eines Praxispartners, dass der Anwendung der BIM-Methode in Deutschland die seit knapp vier Jahrzehnten für Architekten- und Ingenieurleistungen gültige HOAI (“Honorarordnung für Architekten und Ingenieure”) im Wege stehe. Die möglichen zeitlichen Verschiebung und veränderten Gewichtungen der einzelnen Planungsleistungen beim Planen mit BIM berücksichtige die aktuell gültige HOAI nämlich (noch) nicht.

Der Einwand, BIM lasse sich derzeit sehr wohl als “Sonderleistung” vertraglich vereinbaren, ließen die HOAI-Skeptiker nicht gelten. Bei vielen Bauherren sei es schlicht undenkbar, überhaupt irgendwelche “Sonderleistungen” im Vertrag zu verankern – und zwar weder bei ganz großen Bauaufgaben, etwa für die Industrie, noch bei kleinen Bauaufgaben, etwa bei privaten “Häuslebauern”. Außerdem hätten viele Büros und viele Bauherren derzeit überhaupt noch keine Erfahrungen, wie man BIM als Sonderleistung “juristisch sauber” formuliert.

 

 

 

Maßhaltigkeit und Fassadenplanung am Beispiel des Assoziierten BIM-Referenzobjekts in Ingolstadt

Auf Einladung von Franz Madl zeigte Markus Meister von dem Vermessungsbüro Galileo-ip Ingenieure am Beispiel des BIM-Referenzobjekts “OfficeCenter Pionierkaserne” in Ingolstadt, wie die Maßhaltigkeit des Rohbaus mit Hilfe von 3D-Laserscanning überprüft und die Ergebnisse für die Planung und die Montage der Fassadenelemente genutzt werden können. 

Franz Maldl selbst demonstrierte, wie in seinem Büro der Workflow bei der Fassadenplanung aussieht und Matin Peukert und Dr.-Ing Christian Fröhlich vom Fassadenhersteller Schüco zeigten, wie sehr die Ausführungsplanung und Herstellung von Fassaden mittlerweile auf digitalen Prozessen und Tools basiert. Insbesondere dieser Workflow ist stark auf funktionierenden, offene Softwareschnittstellen wie beispielswese IFC angewiesen.

 

 

 

Innenarchitekturplanung mit BIM am Beispiel des Zentralen BIM-Referenzobjekts in Braunschweig

Cornel Gaudlitz ist Geschäftsführer von Gaudlitz Architekten aus Wolfsburg und verantwortlicher Architekt des BIM-Refererenzobjekts der VWFS in Braunschweig.

Das Planungsteam für das modellbasierte Planen des neuen Bürogebäudes Haus B11 ist eine europäische Zusammenarbeit: Die Planer und Modellierer arbeiten in Wolfsburg, Oldenburg und Kufstein. Alle Anforderungen des Bauherrn, der zukünftigen Nutzer u. a. der Financial Services Akademie und des Inklusionsstandards von VWFS sind in die Planungen eingeflossen.

Von Beginn an habe das Planungsteam alle städtebaulichen Vorgaben wie Grundstücksgrößen über Einbindung in den Bestand bis hin zur Bündelung aller Informationen und Anforderungen in ein Modell eingearbeitet. Der ständige Abgleich zwischen Tragwerksplanung mit dem Fachmodell der Architektur bis hin zur Vergaben von IDs für die Zuordnung und Identifizierung von einzelnen Möbelstücken war nur durch die konsequente Pflege des BIM-Modells der Architekten möglich.

Auch in der Ausführungsplanung des Innenausbaus war der Einsatz des Modells unerlässlich. Eine genaue und detaillierte Planung war möglich, denn jedem einzelnen Objekt in einem Raum wurde eine eindeutige ID zugeordnet, die mit wichtigen Informationen wie beispielsweise zu Material oder Schall- und Brandschutzkenndaten versehen war.

Das Planungsteam um Gaudlitz Architekten konnte für Volkswagen Financial Services eine detailgetreue Übersicht über alle Büroräume mit den Möbeln, Einbauschränken, Arbeitsplätzen realisieren, um sich einerseits eine Vorstellung von der zukünftigen Büroaufteilung zu machen und andererseits ein Modell für den späteren Betreib zu erzeugen. 

 

 

 

Baustellenbesichtigung Zentrales BIM-Referenzobjekt von VWFS

Verteilt auf vier Gruppen unter Leitung von Mitarbeitern des Bauherrn, der Bauleitung und des Architekturbüros konnten insgesamt achtzig Tagungsteilnehmer die Baustelle besichtigen.

 

 

 

BIM-Praxis aus Sicht eines Generalunternehmers

Andreas Wilhelm ist Bereichsleiter für Hochbau bei der Köster Gruppe in Braunschweig. Das Unternehmen ist mit dem Rohbau des Büroneubaus in Braunschweig beauftragt.

Er brachte seine Arbeit mit drei Begriffen auf den Punkt: Kosten – Termine – Qualität. Diese drei gesetzten Größen sind folglich auch ausschlaggebend für den Workflow bei Projekten. Wird beispielsweise bei den Terminen etwas verändert, hat das sofort Auswirkungen auf Qualitäten und Kosten, um das Projekt in Balance zu halten.

Auch die Planungsphasen nach HOAI müssten aus seiner Sicht an das Theme BIM angepasst werden um die Effektivität zu erhöhen und nach Möglichkeit Baukosten einzusparen. Seiner Erfahrung nach sollte die BIM-Methode bereits zu Beginn eines Projekts in der Entwurfsphase verstärkt eingesetzt werden.

Dabei sollte sich auch zukünftig in der HOAI widerspiegeln, welches die richtigen Datengrundlagen und Detaillierungsgrade in den einzelnen HOAI-Leistungsphasen sind. In der Vorplanung (LPH 2) beispielsweise empfiehl Andreas Wilhelm CAD-Formate, für die Genehmigungsplanung (LPH4) hält er CAD-Formate und durchaus auch Word- oder Excel-Dateien für angebracht.

Das positive Fazit von BIM aus Sicht der Köster GmbH ist, dass die Schnittstellen auf der EDV-Ebene weniger werden, die Projektlaufzeiten sich verkürzen, die Planungssicherheit steigt und damit verbunden eine höhere Kostensicherheit gewährleistet werden kann.

 

 

 

Digitalisierung im Bauhandwerk

Michael Heil vom eBusiness-KompetenzZentrum für Planen und Bauen präsentierte aktuelle Praxis- und Umsetzungsergebnisse für digitale Geschäftsprozesse in Handwerksunternehmen. Grundlage hierfür sind die beiden Forschungsprojekte „eMasterCraft” (BMWi) und „eSmartWerk“ (BMBF).

Sein provokativer Einstieg: “Wir Handwerker müssen das ausbaden, was ihr Architekten fabriziert!”

Das Ziel von “eMasterCraft” ist es, kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) des Bau – und Ausbauhandwerks mit digitalen Prozessen vertraut zu machen. Damit verspricht man sich auch für das Handwerk eine Erhöhung der Produktivität und Wirtschaftlichkeit, Ablaufsicherheit und Ablaufeffizienz. Der Einsatz der digital Cloud (“Immer die richtigen Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort”) wird auch den Alltag des Handwerkes mehr und mehr bestimmen.

Der Einsatz von modernen IT-Tools wie “Google Glass” und “Smart Watch” unterstützt diese Entwicklung, auch “vernetzte Bauhelme” sind im Kommen und werden den Alltag des Handwerkers verändern.

 

Übernahme von BIM-Modellen ins Facility-Management: Was geht heute - was muss noch geregelt werden?

Klaus Aengenvoort von  der eTASK Immobilien Software GmbH konnte mit seinem Vortrag den Nutzen des BIM-Modells für den Betrieb einer Immobilie verdeutlichen: “Wir benötigen einen durchgehenden Wissenstransfer von der Planung über den Bau bis in den Betrieb.”

Es gebe nicht nur einenen enormen Nutzen von Projektdaten in der Planungs- und Bauphase, sondern auch in der Betriebsphase, etwa durch die automatische Übernahme von Daten aus vorangegangenen Phasen für die Kalkulation der gesamten Lebenszykluskosten – dazu gehören vor allem auch die Betriebs- und Unterhaltskosten, die die Planungs- und Erstellungskosten um ein Vielfaches übersteigen.

Die Gremien GEFMA, CAFMRING und buildingSMART widmeten sich in einem verbandsübergreifenden Arbeitskreis “BIM im FM” genau diesem hochspannenden Thema: “Wie können diese Daten für den Betrieb nutzbar gemacht werde?”

Zur Nutzung der für den Betrieb relevanten Daten hat sein Unternehmen gemeinsam mit anderen CAFM-Softwareherstellern im Branchenverband CAFM-Ring eine eigene Schnittstelle entwickelt, die den Austausch von Immobiliendaten zwischen unterschiedlichen CAFM-Systemen verschiedener Hersteller ermöglicht. “CAFM-Connect” basiert auf dem internationalen, ISO-zertifizierten und weit verbreiteten IFC-Standard, der von der weltweiten buildingSMART-Community ursprünglich vor 20 Jahren für die Austauschbarkeit von CAD-Programmen entwickelt wurde.

Sein Fazit: BIM wird kommen, ob wir es wollen oder nicht. Hierzu wird eine gemeinsame Sprache benötigt. Mit dem IFC-Standard gibt es ein solches Austauschformat, mit dem die CAFM-Branche sehr gut zurechtkommt.

 

 
 

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